Der Bauer aus Song

Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen.

Sie stammt von Menzius einem konfuzianischen Philosophen.

Ein Bauer aus Song ging auf sein Getreidefeld, dessen Saat gerade aufgegangen war.

Da kam er auf die Idee dem Getreide beim Wachsen zu helfen und zog an den Sprösslingen.

Müde kam er vom Feld zurück und erzählte seinem Sohn von seiner Arbeit.

Entsetz lief der Sohn aufs Feld und sah, dass alle Sprösslinge verdorrt waren.

Alles braucht seine Zeit zum Wachsen und zum Heranreifen, um sich seinem Wesen entsprechend

entfalten zu können. Menschlichkeit, Güte und Mitgefühl  sind nach Meinung von Menzius  seit Geburt in uns angelegt. Sie brauchen Zeit, um Früchte zu tragen.

„Du musst Gas geben!“ wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Gas geben warum und wozu? Mehr Wachstum, immer höhere Erträge, zu jeder Zeit und an jedem Ort erreichbar zu sein, haben unsere Herzen in Maschinenherzen verwandelt. Wir sollten unseren Herzen erlauben nichts zu erzwingen, sondern Innenschau zu halten, still zu sein, ohne dabei gleichgültig zu werden.

Finden wir wieder den Kontakt zu unserem Herzen, dann werden wir die Schönheit der Schöpfung erkennen. Wir werden erfahren, dass Wachstum freie Räume aber auch Ruhephasen braucht und nicht unaufhörlich fortschreitet. Die Fixierung von Mensch und Natur auf ihren Nutzen degradiert sie zu einem Objekt, das beliebig zu gebrauchen ist. Wenn wir unser Herz wieder spüren, brauchen wir uns nicht mehr hinter Geltungsbedürfnis und ein “ Mehr sein wollen“ zu verstecken.

Ein gesundes dem Wesen eines Jeden entsprechendes Wachstum können wir in der Kunst des Taijiquan lernen. Wir üben die Einfachheit und die Natürlichkeit, wir beschäftigen uns mit einer Kunst, deren Ziel die Harmonie ist. Die Harmonie zwischen Himmel und Erde und  uns.

Hören wir auf so zu sein wie der Bauer aus Song. Geben wir uns Zeit für unser inneres und äußeres Wachstum, denn Alles braucht seine Zeit

Im März 2020

H.G. Saemann

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